Premierenpublikum feiert das Ensemble um Peter Bause mit stehenden Ovationen / Sanierte Feldsteinkirche restlos ausverkauft / Molière hochaktuell
Koserow. Es war, als hätten sich die Akteure von „Klassik am Meer“ für die Rückkehr in die alte Spielstätte und das stolze Vierteljahrhundert-Jubiläum das Beste aufgespart. Immerhin bis zu elf Darsteller auf der Miniaturbühne im Altarraum, eine der erfolgreichsten französischen Komödien überhaupt, noch dazu wahrhaft zeitgemäß, ein schlichtes, aber liebevolles Bühnenbild und wunderbare Kostüme (Bravo Barbara Noack!) sowie ein Titelheld in schier unglaublicher Höchstform. Da passte alles haargenau und bescherte dem Auftaktpublikum der 25. Spielzeit von „Klassik am Meer“ am Freitagabend ein außerordentliches Schauspielerlebnis.
Dass erstmals die Mimin Angelika Perdelwitz und Klassik-Gründungsvater Jürgen Kern gemeinsam die Spielleitung innehatten, erwies sich als Glücksgriff. Denn die Inszenierung vermochte es, nicht nur die fatalen Auswirkungen von Geiz und Gier aufzuzeigen, sondern gleichermaßen überzeugend die wunderbare Kraft der Liebe. Die Geschichte ist rasch umrissen: Vater (Bause als krankhaft geiziger Harpagon) und Sohn Cléante (Tom Pilath) haben sich in die gleiche liebreizende, junge Dame verliebt. Parallel dazu mögen sich Valère und Elise. Und in nahezu sämtlichen Kreuz- und Querverbindungen hat die herrlich intrigante Kupplerin (Hellena Büttner) ihre schmutzigen Finger im Spiel. Für den tyrannischen Vater zählt nur Bares als Wahres, dem opfert er sogar seine Kinder. Bauses immer wieder phantastisch gespielte Flucht zum bellenden Hund in den Garten, wo er sein Geld vergraben hat und sicher glaubt, löst Lachsalven im Publikum aus. Dass es am Schluss statt zur zwischenmenschlichen Katastrophe zum Happy-End kommt und jeder das in den Händen hält, was ihm am liebsten ist, wirkt keinesfalls konstruiert.
Zu den begeisterten Premierenbesuchern zählte Lucie (16) aus Detmold, die gerade mit den Großeltern Ostseeurlaub macht. „Ich kannte die Geschichte schon, habe sie aber erst heute Abend richtig verstanden. Das lag an den tollen Schauspielern und der Super-Akustik.“ Andrea Westphal und Florian Marten aus Hamburg: „Das Ganze war für uns als Theaterliebhaber exzellent.“
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