top of page
Jörg Mihan

DER GEIZIGE - Bad Lauchstädt am 16.09.23 -TOI TOI TOI !

Johann Peter Eckermann − Gespräche mit Goethe (13)

Donnerstag den 12. Mai 1825.

Wir kamen auf Molière. »Molière, sagte Goethe, ist so groß, dass man immer von Neuem erstaunt, wenn man ihn wieder liest. Er ist ein Mann für sich, seine Stücke grenzen ans Tragische, sie sind apprehensiv (selten), und niemand hat den Mut, es ihm nachzutun. Sein "Geiziger", wo das Laster zwischen Vater und Sohn alle Pietät aufhebt, ist besonders groß und im hohen Sinne tragisch. Wenn man aber in einer deutschen Bearbeitung aus dem Sohn einen Verwandten macht, so wird es schwach und will nicht viel mehr heißen. Man fürchtet, das Laster in seiner wahren Natur erscheinen zu sehen allein was wird es da, und was ist denn überhaupt tragisch wirksam als das Unerträgliche.

Ich lese von Molière alle Jahr einige Stücke, so wie ich auch von Zeit zu Zeit die Kupfer nach den großen italienischen Meistern betrachte. Denn wir kleinen Menschen sind nicht fähig, die Größe solcher Dinge in uns zu bewahren, und wir müssen daher von Zeit zu Zeit immer dahin zurückkehren, um solche Eindrücke in uns anzufrischen.

Man spricht immer von Originalität, allein was will das sagen! Sowie wir geboren werden, fängt die Welt an, auf uns zu wirken, und das geht so fort bis ans Ende. Und überhaupt, was können wir denn unser Eigenes nennen, als die Energie, die Kraft, das Wollen! Wenn ich sagen könnte, was ich alles großen Vorgängern und Mitlebenden schuldig geworden bin, so bliebe nicht viel übrig.

Hiebei aber ist es keineswegs gleichgültig, in welcher Epoche unseres Lebens der Einfluss einer fremden bedeutenden Persönlichkeit stattfindet. ...

Liebe nicht-GEIZ-Hälse, dear friends, dear colleagues,


ich war incognito zur Derniere in Koserow und habe mich entzückt und hochbeeindruckt von Euerm Spiel davongeschlichen, sorry, aber ich musste schnell weiter. Sicher habt Ihr meine Bratwurst mitverdrückt ... Was ich erleben durfte war lebendiges, gescheites und genaues (post-)episches Theater. Die Gesten und Pointen saßen, und das Publikum hat sich vergnügt erschreckt und erschrocken vergnügt. Ihr habt eine Erfolgsserie hingelegt, die alle Befürchtungen hinter sich ließ. Darüber können sich alle freuen und darüber können jede und jeder vor, auf und hinter der Bühne stolz sein. Heute nun nochmal das Ganze an einem anderen prominenten Ort, der etwas jünger ist als die 800 Jahre alte Feldsteinkirche, die die einzige mittelalterliche Kirche an der Außenküste der Insel Usedom ist und deren Mauern jede Menge vom Leben erzählen. Das Kurort-Theater in Bad Lauchstädt nun ist der älteste erhalten gebliebene Theaterbau der Goethezeit, 1802 nach seinen Plänen errichtet als Abstecherort für sein Weimarer Hoftheater. Ein Kulturtempel für Kulturmenschen, der wiederum jede Menge eigener Geschichten im Gemäuer verewigt hat.

Schaut und lauscht hin und habt viel Spaß beim Spiel an theaterhistorischer Stätte!


Apropos: Goethe hat selber Molière gespielt - den Alceste im MENSCHENFEIND. Danke und TOI TOI TOI Euch allen!

25 Ansichten0 Kommentare

Comments


bottom of page