Endlich kehrt die Klassik am Meer zurück an ihre Geburtsstätte / Regie übernehmen Angelika Perdelwitz und Jürgen Kern / Peter Bause in der Titelrolle
Koserow. Die Rückkehr der prominenten Schauspielreihe „Klassik am Meer“ in die alte Feldsteinkirche von Koserow ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Man ist geneigt, das Wörtchen „endlich“ zu strapazieren. Immerhin liegen drei kräftezehrende Sommer hinter dem Ensemble.
Auf das durch Corona komplett ausgefallene und also auch die Akteure enttäuschende Spieljahr 2020 folgten zwei stürmisch gefeierte Neuproduktionen modernen, äußerst politischen Theaters. Das Kölpinseer Strandhotel „Seerose“ hatte dafür seinen Bernsteinsaal in eine Schauspielbühne umfunktionieren lassen. Ein Versuch, der sämtlichen Beteiligten viel abverlangte und Anerkennung erntete. Denn die Mühe hat sich gelohnt. Das Publikum bejubelte sowohl George Taboris Groteske „Mein Kampf“ als auch den erstaunlich zeitgemäßen Kästner-Abend. Regisseur Philip Tiedemann und die Mimen wurden gefeiert.
Und doch war im Ensemble wie im Zuschauersaal immer wieder von der leisen Hoffnung zu hören, möglichst bald wieder an die ursprüngliche Spielstätte zurückkehren zu können; in die Kirche mitten im alten Dorfkern, wo sich Geschichte und Glaube, Kunst und Leidenschaft so wunderbar zu begegnen vermögen.
In wenigen Monaten soll es nun tatsächlich so weit sein. Noch arbeiten die Handwerker am Dachtragewerk, doch sind die Baufortschritte unübersehbar, so dass die 25. Klassik-Saison im Gotteshaus am Meer näher rücken möge. Es ist dies der innige Wunsch der Schauspieler wie der Kirchgemeinde.
Als Regisseur übernimmt wieder Jürgen Kern das künstlerische Zepter. In „Der Geizige“ spielen unter anderem mit Peter Bause und Hellena Büttner gestandene Akteure Hauptrollen; beide sind ein Inbegriff intelligenten Theaters und haben sich längst auf Usedom und weit darüber hinaus einen wohlklingenden Namen erarbeitet. Die Entscheidung für Molière und Ringelnatz verheißt für den Klassik-Sommer allerbeste Unterhaltung. Und die Vorfreude bei den einheimischen Schauspielfreunden wie den Theaterliebhabern aus Deutschland ist riesengroß.
Über den Autor
Seit Mitte der 1990er Jahre leitete Dr. Steffen Adler die Lokalredaktion der Ostseezeitung auf Usedom und ist jetzt im Ruhestand.
Klassik am Meer ist er auf besondere Art verbunden, wie dieses Zitat zeigt:
Ich will gerne noch ein Wort zu den Kirchen sagen, weil die Kirche ich besonders ins Herz geschlossen habe, und zwar vor allem wegen der Klassik am Meer, die regelmäßig zu erleben ist. Und mich hat durch die vielen Jahre der Zusammenarbeit mit den Köpfen dieses Festivals, dieses Ensemble, ja auch eine Freundschaft inzwischen zu Jürgen Kern und zu einigen, die dort mitmachen. Und ich kann nur sagen, das ist was ganz, ganz besonders für Usedom. Alle die, die es noch nicht kennen und noch nicht zu Gast waren, denen kann man das nur mit ganz heißem Herzen empfehlen. Im nächsten Jahr gibt es wieder ein neues Programm. Es ist gerade aufgelegt worden. Das hat also was ganz Eigenes, das klassisches Theater, in der Feldstein Kirche gespielt wird. Das muss man erleben. Und dann kann man eigentlich nicht mehr davon lassen. Dann muss man auch die nächste Premiere wieder miterleben.
Nachzuhören in „Dr. Steffen Adler - ein Journalist genießt seinen Ruhestand auf Usedom“ Interview von Claudia Pautz im Rahmen von „Der inselverliebt Podcast“
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