Schloss Gripsholm
Eine Sommergeschichte
von Kurt Tucholsky
Spielfassung von Klassik am Meer
Mit Lioba Morkel/Lotti Mutz, Maimouna Sow, Christina Völz, Simone Winde, Jonathan Kutzner, Tobias Wollschläger. Andreas Peschel am Klavier
Regie Angelika Perdelwitz
Künstlerische Mitarbeit Jürgen Kern
Ausstattung Alexander Martynow
Dramaturgie Jörg Mihan
Da steht Gripsholm. Warum bleiben wir eigentlich nicht hier? Für immer: blaue Luft, graue Luft, Sonne, Meeresatem, Fische und Grog – ewiger, ewiger Urlaub.
Nein, damit ist es nichts. Wenn man umzieht, ziehen die Sorgen nach.
Kurt Tucholsky
Ein Sommerurlaub in Schweden. Der Erzähler und seine Freundin Lydia verbringen im Schloss Gripsholm drei lust- und liebevolle Wochen und erhalten nacheinander Besuch vom alten Kameraden und Freund Karlchen sowie von Lydias bester Freundin Billie.
Die erotische Ferienidylle endet, als sie ein kleines Mädchen aus den Fängen einer herrschsüchtigen Frau befreien.
Der Text erschien 1931 bei Rowohlt. Auf der ersten Vorsatzseite des Buches findet sich die Widmung „Für IA 47 407“. Dabei handelt es sich um ein Berliner Autokennzeichen. Die Besitzerin des Autos hieß Lisa Matthias, sie war von 1927 bis 1931 Tucholskys Geliebte. Da eine Widmung mit Nennung ihres Namens das Verhältnis offensichtlich gemacht hätte, wählte Tucholsky diese Verschlüsselung.
Auch seine Affinität zu Schweden ist authentisch; nach seiner Emigration aus Deutschland lebte der Autor zunächst in Paris und entschloss sich 1929, nach Schweden umzusiedeln. Von April bis Oktober 1929 wohnte er im Haus Fjälltorp in Läggesta, in der Nähe von Schloss Gripsholm.
Tucholsky legte Wert auf die Feststellung, dass die Erzählung nur wenige autobiographische Elemente enthalte. In einem Brief an einen Leser schrieb er: „In den langen Wintermonaten, in denen ich mich mit ›Gripsholm‹ beschäftigt habe, hat mir nichts soviel Mühe gemacht, wie diesen Ton des wahren Erlebnisses zu finden. Außer einem etwas vagen Modell zum Karlchen und der Tatsache, daß es wirklich ein Schloß Gripsholm gibt, in dem ich nie gewohnt habe, ist so ziemlich alles in dieser Geschichte erfunden: vom Briefwechsel mit Rowohlt an bis zur (leider! leider!) Lydia, die es nun aber gar nicht gibt. Ja, es ist sehr schade.“
Karten
Sie können Ihre Tickets für Aufführungen in der Ev. Kirche Koserow bequem online buchen:
klassik-am-meer.reservix.de/events
Tipp: Bitte buchen Sie rechtzeitig, da das Platzangebot begrenzt ist.
Vorstellungsbeginn ist jeweils um 19:30 Uhr.
Kurt Tucholsky
Geboren am 9. Januar 1890 in Berlin; gestorben am 21. Dezember 1935 in Göteborg. Deutscher Schriftsteller, der zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik zählte.
Er veröffentlichte unter den Pseudonymen Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel.
Tucholsky erwies sich als Gesellschaftskritiker in der Tradition Heinrich Heines. Zugleich war er Satiriker, Kabarettautor, Liedtexter, Romanautor, Lyriker und Kritiker (Literatur, Film, Musik). Er verstand sich selbst als linker Demokrat, Sozialist, Pazifist und Antimilitarist und warnte vor der Erstarkung der politischen Rechten.
Wie sein Vorbild Heinrich Heine lebte Tucholsky, seit der Übersiedelung 1926 nach Paris, die meiste Zeit im Ausland und kehrte nur noch sporadisch nach Deutschland zurück.
„Nun haben wir ... Nein gesagt, Nein aus Mitleid und Nein aus Liebe, Nein aus Haß und Nein aus Leidenschaft – und nun wollen wir auch einmal Ja sagen. Ja –: zu der Landschaft und dem Land Deutschland. Dem Land, in dem wir geboren sind und dessen Sprache wir sprechen. ...
Deutschland ist ein gespaltenes Land. Ein Teil von ihm sind wir. Und in allen Gegensätzen steht – unerschütterlich, ohne Fahne, ohne Leierkasten, ohne Sentimentalität und ohne gezücktes Schwert – die stille Liebe zu unserer Heimat.“
Heimat. In: Deutschland, Deutschland über alles. Berlin 1929
1929 verlegte er seinen Wohnsitz dauerhaft nach Schweden. Erich Kästner würdigte rückblickend im Jahre 1946 seinen Schriftsteller-Kollegen als einen „kleinen dicken Berliner“, der „mit der Schreibmaschine eine Katastrophe aufhalten“ wollte.
Kurt Tucholsky starb an einer Überdosis Schlaftabletten.
Anders als die Schriften vieler Exil-Autoren, die auch im Deutschland der Nachkriegszeit über lange Zeit wenig Beachtung fanden, war Tucholskys Werk schon wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wieder präsent. Seine Sommergeschichte SCHLOSS GRIPSHOLM beispielsweise gehörte 1950 zu den ersten rororo-Taschenbüchern.